Arbeitsplätze und Wohnungen waren weg
Im Februar 1992 hieß es: Der Verkauf der Werkswohnungen im Bingelsweg sei beschlossene Sache. Die Unternehmensleitung dementierte: Ein Verkauf sei nicht geplant. Insgesamt 42 Wohnungen waren 1951 für die Beschäftigten der Adlerwerke gebaut worden.
Die Mieter und der Betriebsrat forderten den Erhalt der Werkswohnungen und schlugen vor, dass ein geplanter Verkauf drei Monate vor Verkaufsverhandlungen bekannt gegeben werden sollte. Gemeinsam wollten sie nach Möglichkeiten suchen, die Wohnungen zu kaufen und für die Mieter zu erhalten.
Im Oktober 1992 dann der Schock: Das Gelände der Adlerwerke in Gallus war mitsamt der Wohnungen in Griesheim bereits verkauft worden. Der bekannte Investor Roland Ernst hatte sie zum 31.12.1992 erworben. Zu diesem Zeitpunkt lebten 100 Menschen in den Wohnungen. Jetzt hieß es schnell handeln.
Der LAGG, der schon kurz nach seiner Gründung hier gemeinsam mit dem Betriebsrat aktiv wurde, erreichte durch politischen Druck und mit Unterstützung des damaligen Oberbürgermeisters von Frankfurt, Andreas von Schoeler, dass die Siedlung mit 42 Wohnungen von Roland Ernst zum Kaufpreis zurückgekauft werden konnten. Der Preis betrug 1.500 DM/qm. Aus den übergebenen Unterlagen der Adlerwerke ging hervor, dass ein Verkaufsversuch der Wohnungen ein Jahr zuvor für 800 DM/qm an einen Frankfurter Spekulanten gescheitert war. Dem damaligen Kaufinteressenten war der Preis zu hoch.
Es wurden 29 Wohnungen an die damaligen Mieter (vorwiegend damalige oder ehemalige TA-Mitarbeiter) verkauft. Die restlichen 13 Wohnungen übernahm der LAGG, alle Mieter konnten bleiben. Durch den Verzicht auf Profit und ein gutes Finanzmanagement war der Kaufpreis für die einzelnen Wohnungseigentümer sehr günstig. Der Verein unterstützte die Bewohner, die sich aus acht verschiedener Nationalitäten zusammensetzten, beim Kauf und den damit zusammenhängenden organisatorischen und steuerlichen Fragen. Die gesamte Transaktion wurde in einem Finanzbericht für alle Bewohner und Interessierte veröffentlicht.
Die Sanierung der 13, heute 11 Mietwohnungen wird vom Verein je nach den finanziellen Möglichkeiten vorgenommen. Die durchschnittliche Miete in den dem Verein gehörenden Wohnungen betrug im Mai 1996 nur 6,80 DM pro qm. Im Rahmen eines Staffelmietvertrages erhöhte sich die Miete bis 1998 auf 9,30 DM (4,75 €)/qm. Heute beträgt sie durchschnittlich 5,50 € pro qm. Altmieter zahlen nach wie vor die Miete aus 1998, 4,75 €/qm.
In den ersten 8 Jahren nach dem Kauf der Wohnungen waren die Mieten nicht kostendeckend. Hier wurde der Überschuss aus dem Kantinenbetrieb zur Kostendeckung verwendet.
In 2003 hat der LAGG an zwei langjährige Mieter die jeweilige Mietwohnung verkauft. Mit der dadurch erreichten Schuldenreduzierung erzielt die Vermietung der Wohnungen fortan Überschüsse.